Weichenstellung zur Sicherstellung des Betriebes
Der Hochbehälter Wöllersdorf (alter Teil) musste wegen der Sichtung einer „Putzblase“ an der Decke über der linken Wasserkammer am 18. April 2024, aufgrund der umsichtigen Arbeitsweise unseres Wassermeisters Herrn Hermann Besunk als Vorsichtsmaßnahme vom Netz getrennt werden. Bereits vier Tage später konnte festgestellt werden, dass Ameisen aus der Decke in die Wasserkammer vordrangen, eine weitere Woche später brach die Heraklithdecke samt Ameisennest teilweise über der Wasserkammer ein.
Nun sind wir sehr froh, dass wir eine gefährliche Situation für die Wasserversorgung unserer Bevölkerung rechtzeitig abwenden konnten, wenngleich wichtige Entscheidungen für den Gemeinderat anstanden.
Unser technisches Büro, welches die Marktgemeinde im Zusammenhang mit der Wasserversorgung berät, hat die Situation folgendermaßen eingeschätzt:
Hochbehälter I Wöllersdorf: 300 M3, rund 65 Jahre alt
Dieser Hochbehälter wurde wegen eines massiven Waldameisenbefalls in der Vorkammer und in der Wasserkammer gesperrt und entleert. Im Behältervorbau (Schieberkammer) ist die Decke (verputzte Holzwolle-Leichtbauplatten) zum Dach durchfeuchtet, durchhängend und linksseitig lokal bereits durchgebrochen! Der Ameisenbefall erfolgt offensichtlich nicht nur von außen nach innen über die Belüftungsgitter sondern auch direkt vom Dachstuhlraum. Es ist davon auszugehen, dass der Dachstuhlraum schon seit längerer Zeit als Refugium für die Ameisen dient. Das nicht isolierte Dach besteht aus einem Holzdachstuhl sowie einer Deckung mit AZ-Platten. Zudem sind die Decke in der Wasserkammer, die Wasserkammerbe-/entlüftung und die Einstiege sanierungsbedürftig.
Sanierungsaufwand:
• Dach- und Deckenabbruch beim Behältervorbau
• Abbruch alte Wasserkammerbe-/entlüftungsrohre
• Herstellung einer Stahlbetondecke ca. 3,5 x 3,5 x 0,2 m
• Flachdachausbildung: Abdichtung, Wärmedämmung, Verblechung
• Herstellung einer Wasserkammerbe-/-entlüftungsanlage gemäß Stand der Technik laut Wasserrechtsgesetz (Jalousie mit Grobfilter, Luftleitung mit Sicherheitsventil, Luftfiltereinheit mit Abscheidegrad 99,99%, Kontaktmanometer zur Filterverschmutzungsüberwachung)
• Betonsanierungen, Einstiegserneuerung
• AustauschBehältervorbau-Belüftungsjalousien (insektensichere Ausführung)
• Diverse Ergänzungssanierungen aufgrund Umbaumaßnahmen
Grobe Sanierungsbaukostenschätzung HB I Wöllersdorf, netto: € 100.000
Hochbehälter I Steinabrückl: 200 M3, rund 65 Jahre alt
Dieser Hochbehälter ist bis dato normal in Betrieb. Der Behältervorbau ist augenscheinlich in der gleichen Bauweise wie beim HB I Wöllersdorf ausgeführt worden. Im Behältervorbau (Schieberkammer) sind bei der Decke (verputzte Holzwolle-Leicht-bauplatten) stellenweise auch bereits feuchte Stellen erkennbar. Daher ist der gleiche Sanierungsaufwand wie beim HB I Wöllersdorf annehmbar.
Sanierungsaufwand:
• Dach- und Deckenabbruch beim Behältervorbau
• Abbruch alte Wasserkammerbe-/-entlüftungsrohre
• Herstellung einer Stahlbetondecke ca. 3,5 x 3,5 x 0,2 m
• Flachdachausbildung: Abdichtung, Wärmedämmung, Verblechung
• Herstellung einer Wasserkammerbe-/entlüftungsanlage gemäß Stand der Technik laut Wasserrechtsgesetz (Jalousie mit Grobfilter, Luftleitung mit Sicherheitsventil, Luftfiltereinheit mit Abscheidegrad 99,99%, Kontaktmanometer zur Filterverschmut-zungsüberwachung)
• Betonsanierungen, Einstiegserneuerung
• Austausch Behältervorbau-Belüftungsjalousien (insektensichere Ausführung)
• Diverse Ergänzungssanierungen aufgrund Umbaumaßnahmen
Grobe Sanierungsbaukostenschätzung HB I Steinabrückl, netto: € 100.000
Dem gegenüber gestellt wurde eine Neuerrichtung empfohlen:
Neuerrichtung Hochbehälter IV Wöllersdorf
Zur Abdeckung des zukünftig höheren Wasserbedarfs im gesamten Versorgungsgebiet, unter Annahme von entsprechenden Einwohner- und Betriebszuwächsen, sowie zur Erhöhung der Versorgungssicherheit, hat die Marktgemeinde WÖLLERSDORF-STEINABRÜCKL bereits im Jahr 2011 ein wasserrechtliches Einreichprojekt für diverse Wasserleitungsnetzadaptierungen sowie die Errichtung des Hochbehälters IV (1000 M3) erstellen lassen und mit Bescheid des Landeshauptmannes von NÖ vom 23.09.2011, KZ. WA1-W-2984/133-2011 die wasserrechtliche Bewilligung erlangt. Teile dieses Projektes wurden bereits realisiert und wasserrechtlich teilüberprüft, jedoch noch nicht der Hochbehälter IV. Gemäß Fristverlängerungsbescheid vom 23.12.2020 wurde die Bauvollendungsfrist bis zum 30.09.2026 verlängert, eine weitere Verlängerung ist rechtlich nicht mehr möglich. Wird diese Frist nicht eingehalten, so erlischt gemäß § 27 Abs. 1 lit. F Wasserrechtsgesetz 1959 das verliehene Wasserbenutzungsrecht und es ist eine Neubewilligung erforderlich!
Zusätzlich werden derzeit rund 500 Einwohner im Stadtteil Heideansiedlung (Stadt Wiener Neustadt) mitversorgt.
• Abbruch des HB I Wöllersdorf
• Neuerrichtung des HB IV Wöllersdorf mit 1000+300 = 1300 M3
Speichervolumen bis spätestens 30.09.2026
Vorteile:
• Neues Speicherbauwerk gemäß Stand der Technik und Hygiene laut Wasserrechtsgesetz und Trinkwasserverordnung (Lebensmittelgesetz)
• Befüllung von HB Steinabrückl I+II von Wöllersdorf aus bei Bedarf technisch möglich
• Bestehende Notwasserzuleitung bei HB IV integrierbar (derzeit bestehende Zuleitung zu HB I)
Grobe Baukostenschätzung, netto: € 1.700.000
Trotz anderslautender Empfehlung hat sich der Gemeinderat einstimmig dazu entschlossen, vorerst der Bevölkerung keine Kostenlawine bis zu € 2.000.000,-- zuzumuten, was zu erheblichen Gebührensteigerungen geführt hätte.
Man wird sich schrittweise den erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen nähern und daher wurde eine Sanierung der beiden älteren Hochbehälter in Wöllersdorf als auch in Steinabrückl beschlossen.
Die Kassenverwaltung wurde ersucht, rechtzeitig bis zur Herbstsitzung einen zweiten Nachtragsvoranschlag samt Fremdfinanzierung zur weiteren Beschlussfassung vorzulegen.
„Der gewählte Weg des Gemeinderates zeigt schließlich, dass gerade bei derart sensiblen Angelegenheiten wie der Grundversorgung unserer Bevölkerung mit dem Lebensmittel Trinkwasser nach wie vor an einem gemeinsamen Strang gezogen wird und gute Zusammenarbeit tatsächlich in keiner Weise getrübt ist“, was mich als Bürgermeister besonders freut.